Eine japanische Untersuchung zeigt: Anleger fliehen nicht vor Kryptowährungen wegen Preisschwankungen, sondern aufgrund eines komplizierten Steuersystems. Dies könnte bald den Krypto-Markt in Japan verändern.
Die Finanzplanungsplattform 400F veröffentlichte im November eine landesweite Umfrage unter 894 japanischen Teilnehmern, die eine unbequeme Wahrheit für die Kryptoindustrie offenbart. Entgegen der üblichen Narrative nennen 22,2% der ehemaligen Kryptowährungs-Besitzer die steuerliche Komplexität als Hauptgrund für ihren Ausstieg, noch vor der Preisvolatilität, die nur 19,4% der Ex-Investoren betrifft.
Diese Daten stellen die vorherrschende Wahrnehmung völlig auf den Kopf, wonach die Volatilität der wichtigste Faktor für den Ausstieg von Privatanlegern wäre.
Die japanische Steuersituation verdient nähere Betrachtung. Krypto-Gewinne werden als „sonstige Einkünfte“ klassifiziert und können nach lokalen Steuern mit bis zu 55% besteuert werden. Jede Transaktion muss nachverfolgt, jeder Gewinn oder Verlust in Yen berechnet und anschließend jährlich deklariert werden. Ein administrativer Albtraum, der in krassem Kontrast zu den NISA- und iDeCo-Konten steht, jenen steuerlich begünstigten Anlagevehikeln für Aktien und Altersvorsorge. Investoren, die an diese einfachen Strukturen gewöhnt sind, entdecken ein Krypto-Umfeld, in dem die kleinste Operation eine Deklarationspflicht erzeugt.
Die Zahlen sprechen für sich: Unter den aktuellen Besitzern digitaler Assets betrachten 61,4% die Volatilität als große Herausforderung, aber 60% setzen die steuerliche Komplexität auf dieselbe Stufe. Diese Parität ist aufschlussreich. In den meisten westlichen Jurisdiktionen dominiert die Volatilität die Sorgen von Privatanlegern deutlich. In Japan rivalisiert der administrative Aufwand direkt mit den Marktrisiken.
Die Umfrage zeigt auch, dass 62,7% der Befragten aus einer langfristigen Vermögensaufbau-Perspektive investieren, verglichen mit nur 15,1%, die kurzfristige Spekulation bevorzugen. Dieses Anlegerprofil kontrastiert mit dem Bild des japanischen Traders aus der Ära der Leverage-Trader auf BitMEX und FTX. Die heutigen japanischen Investoren verfolgen einen Holder-Ansatz, aber das Steuersystem bestraft sie für jede Arbitrage, jede Portfolio-Rotation, jeden DCA.
Die Situation wird besonders absurd für NISA- und iDeCo-Nutzer. Diese Investoren kennen steuerliche Effizienz, sie haben die administrative Einfachheit erlebt. Die Rückkehr zu einem System, in dem jeder Swap ein steuerpflichtiges Ereignis erzeugt, schafft eine erhebliche psychologische Reibung. Die Kluft zwischen der Nutzererfahrung traditioneller Investments und jener von Kryptowährungen wird zu einem unüberwindbaren Reibungspunkt.
Die Risikobereitschaft japanischer Investoren bleibt dennoch intakt. 70,6% der Befragten beschreiben sich als risikoneutral und suchen ein Gleichgewicht zwischen Risiko und Rendite. Noch aufschlussreicher: Etwa 40% dieser neutralen Investoren geben an, dass sie mehr Risiko im Kryptobereich eingehen würden, wenn die Behörden ihren regulatorischen und steuerlichen Ansatz klären würden. Diese Daten deuten auf ein erhebliches Marktpotenzial hin, das derzeit durch administrative Unsicherheit blockiert wird.
Es kursieren Gerüchte über eine mögliche Neuklassifizierung von Kryptowährungen durch die Financial Services Agency. Das Projekt würde in Erwägung ziehen, digitale Assets wie standardmäßige Finanzprodukte zu behandeln und den maximalen Steuersatz auf 20% zu senken.
Eine solche Änderung würde Japan an Jurisdiktionen wie Frankreich mit seiner Flat Tax von 30% oder Singapur mit seinem günstigeren Ansatz angleichen. Der Einfluss könnte massiv sein: Eine Reduzierung von 55% auf 20% würde die Risiko-Rendite-Gleichung völlig transformieren.
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Charles Ledoux ist ein Experte für Bitcoin und neue Blockchain-Technologien. Er hat sein Studium an der Crypto Academy abgeschlossen und ist seit über einem Jahr auch als Bitcoin-Miner aktiv. Er hat zahlreiche Masterclasses verfasst, um Neueinsteiger in der Branche zu schulen, und mehr als 2000 Artikel geschrieben. Nun möchte er seine Leidenschaft für Krypto durch seine Artikel für InvestX weitergeben.
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