Der Mitbegründer von BitMEX, Arthur Hayes, hat am Wochenende den Kryptomarkt mit Zweifeln an der Solvenz des führenden Stablecoins eingefroren. Während Tether Rekordreserven vorweist, warnt der ehemalige CEO vor einer riskanten Exposition gegenüber volatilen Assets, die die Integrität des USDT-Pegs gefährden könnte.
In einer Analyse, die auf X (ehemals Twitter) wie eine Schockwelle einschlug, hat Arthur Hayes kein Blatt vor den Mund genommen, als es um die Bilanzführung von Tether im dritten Quartal 2025 ging. Seiner Meinung nach begnügt sich das Unternehmen nicht mehr mit seiner Rolle als passiver Emittent, sondern agiert mittlerweile wie ein aggressiver spekulativer Fonds.
Der Kern der Besorgnis liegt in der Diversifizierungsstrategie von Tether. In Erwartung einer Kehrtwende der Fed und einer lockereren Geldpolitik hat das Unternehmen seine Kapitalanlagen massiv in sichere Häfen und spekulative Vermögenswerte umgeschichtet. Hayes argumentiert, dass diese Absicherungsmechanik, die eigentlich die sinkenden Renditen von Staatsanleihen (Treasuries) kompensieren soll, den USDT nun einer unhaltbaren Marktvolatilität aussetzt.
Die Zahlen stehen im Mittelpunkt dieser Debatte. Laut der BDO-Bescheinigung für Q3 2025 verfügt Tether über einen Überschusspuffer an Reserven von 6,8 Milliarden Dollar. Dieser Betrag garantiert die 1:1-Parität über die im Umlauf befindlichen 174,4 Milliarden USDT hinaus.
Allerdings umfasst das Portfolio von Tether etwa 22,8 Milliarden Dollar in Bitcoin und Gold (kumuliert). Hayes‘ Berechnung ist nüchtern und unerbittlich: Eine brutale Korrektur von 30 Prozent bei diesen Vermögenswerten würde den Reservenüberschuss mathematisch auslöschen. In diesem Bärenmarktszenario würden die Verbindlichkeiten die realisierbaren Vermögenswerte übersteigen und das Unternehmen technisch in eine Insolvenz-Situation bringen.
Würde dann eine Verkaufspanik unter den Anlegern ausbrechen und einen massiven Bank Run auslösen, könnte Tether sich in der Situation wiederfinden, nicht alle Abhebungen bedienen zu können, was möglicherweise einen systemischen Crash im gesamten Krypto-Ökosystem auslösen würde.
Angesichts dieses Katastrophenszenarios haben sich zahlreiche einflussreiche Stimmen der Branche erhoben, um das zu verurteilen, was sie als FUD (Fear, Uncertainty, Doubt – Angst, Unsicherheit und Zweifel) bezeichnen. Der Analyst Joseph, ehemaliger Forscher bei Citi, hat eine entscheidende Nuance eingebracht, die Hayes‘ Analyse offenbar übersieht: die Unterscheidung zwischen den veröffentlichten Reserven und dem Gesamteigenkapital des Unternehmens.
Die Tether-Gruppe beschränkt sich nicht auf ihre öffentliche Bilanz. Dank der seit 2023 hoch gehaltenen Zinssätze ist das Unternehmen zu einer regelrechten „Gelddruckmaschine“ geworden und hat allein im Jahr 2025 über 10 Milliarden Dollar Gewinn erwirtschaftet. Diese außergewöhnliche Rentabilität verleiht ihm eine finanzielle Solidität, die weit über der traditioneller Banken liegt, die oft mit minimalen Mindestreserven arbeiten.
Die Verteidiger von USDT erinnern daran, dass das Unternehmen problemlos eine Lücke in seiner Bilanz schließen könnte, indem es auf sein nicht ausgeschüttetes Eigenkapital zurückgreift, das auf 30 bis 50 Milliarden Dollar geschätzt wird, wodurch das Szenario einer abrupten Insolvenz höchst unwahrscheinlich wird.
Obwohl das unmittelbare Ausfallrisiko durch die massive Liquidität, über die Tether verfügt, ausgeschlossen scheint, unterstreicht diese Debatte die kritische Bedeutung von Transparenz. In einem von Vertrauen geprägten Markt kann der geringste Zweifel die Volatilität verstärken.
Trader müssen die nächsten Entscheidungen der Fed im Dezember aufmerksam beobachten. Eine Beibehaltung hoher Zinssätze könnte einen Abwärtsdruck auf Kryptowährungen ausüben und damit die Widerstandsfähigkeit von Tethers Bilanz testen. Umgekehrt würde eine Zinssenkung die Akkumulationsstrategie von Bitcoin und Gold bestätigen und den Markt möglicherweise zu einem neuen ATH katapultieren und die Untergangspropheten zum Schweigen bringen.
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Charles Ledoux ist ein Experte für Bitcoin und neue Blockchain-Technologien. Er hat sein Studium an der Crypto Academy abgeschlossen und ist seit über einem Jahr auch als Bitcoin-Miner aktiv. Er hat zahlreiche Masterclasses verfasst, um Neueinsteiger in der Branche zu schulen, und mehr als 2000 Artikel geschrieben. Nun möchte er seine Leidenschaft für Krypto durch seine Artikel für InvestX weitergeben.
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