Das lang ersehnte Debüt des XRP-Spot-ETFs an der Nasdaq sollte ein Wendepunkt sein. Doch der Preis des Tokens fiel überraschend um 8% nach der Notierung. Diese Marktreaktion wirft ein Licht auf unterschätzte Faktoren wie Liquidität, Volumen und institutionelle Einflüsse.
Die Zahlen des ersten Tages sprachen für sich: 245 Millionen Dollar Nettozuflüsse und fast 60 Millionen Dollar Handelsvolumen. Auf dem Papier scheinen diese Beträge beachtlich. In der Realität stellen sie nur einen Tropfen auf den heißen Stein dar angesichts der kolossalen Marktkapitalisierung von XRP, die bei 138 Milliarden Dollar steht.
Um einen echten Kaufdruck zu erzeugen, der den Kurs bewegen kann, schätzen Analysten, dass Zuflüsse zehn- bis fünfzehnmal höher hätten sein müssen, also zwischen 3 und 5 Milliarden Dollar in einer einzigen Session. Auf diesem Niveau könnte jede injizierte Milliarde theoretisch einen Anstieg von 15 bis 20 Cent bewirken. Eine notwendige Voraussetzung, um die wichtigsten technischen Widerstände zu durchbrechen.
Das Hauptproblem liegt in der Struktur der ETFs selbst. Im Gegensatz zu Direktkäufen auf Handelsplattformen führen ETF-Zuflüsse nicht systematisch zu sofortigen Transaktionen im öffentlichen Orderbuch. Die Emittenten können bereits vorhandene Bestände nutzen oder über OTC-Desks handeln, wodurch die Auswirkungen auf die Kursentwicklung verwässert werden.
XRP steht vor einem beachtlichen Hindernis: Ein außergewöhnlich hohes Liquiditätsniveau. Etwa 2,4 Milliarden Token stehen auf den wichtigsten Plattformen zum Verkauf bereit und repräsentieren einen Wert von etwa 5 Milliarden Dollar. Hinzu kommen 5 bis 12 Milliarden Dollar zusätzliche Liquidität, die von OTC-Desks gehalten werden. Diese Markttiefe erklärt, warum die 245 Millionen Dollar anfänglicher Zuflüsse keine signifikante Wirkung hatten. Große Institutionen bevorzugen außerbörsliche Transaktionen, um ihre Positionen aufzubauen, ohne den Spot-Preis in die Höhe zu treiben. Sie zahlen eine Prämie von 5 bis 15 %, um Anonymität zu wahren und Slippage zu vermeiden.
Dieses Phänomen reduziert langfristig schrittweise das verfügbare Angebot und schafft die Voraussetzungen für eine künftige Kompression. Kurzfristig erklärt das Fehlen direkter Auswirkungen auf die Börsen die Diskrepanz zwischen ETF-Zuflüssen und Kursbewegungen, was Trader dazu verleitet, ihre Gewinne mitzunehmen und so die Korrektur verstärkt. Die aktuelle Situation ähnelt eher einer Verteilungsphase als dem Beginn eines Bull Runs. Die Volumina bleiben zu gering, um den Verkaufsdruck der langfristigen Inhaber zu absorbieren.
Die kritische Schwelle bei 2,68 Dollar ist der Schlüssel zur nächsten Rally. Dieses Niveau entspricht einem früheren Höchststand mit einer Anhäufung von Verkaufsaufträgen, die als psychologische Decke wirken. Um diese zu durchbrechen, benötigt XRP einen starken Katalysator, wie die Einführung mehrerer zusätzlicher ETFs, die tägliche Zuflüsse von 1 bis 3 Milliarden Dollar generieren und den Kurs um 40 bis 50 Cent antreiben könnten, oder sogar eine parabolische Rally jenseits von 5 Milliarden schaffen, die Momentum-Algorithmen und Retail-Trader anziehen würde.
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