Während Peking gegen die Tokenisierung von Vermögenswerten vorgeht, strebt Hongkong danach, sich als internationales Zentrum für Krypto und Blockchain zu etablieren. Die geopolitische Bedeutung dieser Entwicklung für die Zukunft der dezentralisierten Finanzen wird entschlüsselt.
Die jüngste Entscheidung der chinesischen Regulierungsbehörden, bestimmte Broker zur vorübergehenden Einstellung ihrer Aktivitäten im Bereich der Tokenisierung realer Vermögenswerte in Hongkong aufzufordern, verdeutlicht die tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten zwischen den Ansätzen von Peking und der ehemaligen britischen Kolonie in Bezug auf Krypto-Assets.
Auf der einen Seite nimmt das chinesische Festland eine vorsichtige Haltung ein und fürchtet die potenziellen Risiken dieser neuen Technologie. Auf der anderen Seite versucht Hongkong, sich als Innovationszentrum und Experimentierfeld im Bereich der dezentralen Finanzwirtschaft zu etablieren.
Laut einem Bericht von Reuters hat die chinesische Wertpapierregulierungskommission (CSRC) informelle Richtlinien an mindestens zwei große Broker ausgegeben, in denen sie diese auffordert, ihre Offshore-Aktivitäten im Zusammenhang mit der Tokenisierung realer Vermögenswerte (RWA) vorübergehend einzustellen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, den Prozess der Digitalisierung traditioneller Vermögenswerte wie Anleihen, Immobilien oder Aktien zu regulieren.
Während die Nachfrage nach solchen Produkten in Hongkong steigt, scheinen die chinesischen Behörden vor allem von dem Wunsch nach Risikomanagement motiviert zu sein. Sie möchten sicherstellen, dass nur stark regulierte und vertrauenswürdige Akteure berechtigt sind, sich in die grenzüberschreitende Tokenisierung im großen Maßstab zu wagen.
Trotz dieser Vorsicht Pekings hat Hongkong ein wachsendes Interesse an diesen tokenisierten Produkten gezeigt, wobei mehrere chinesische Unternehmen Projekte oder Ankündigungen in der Stadt initiiert haben. Die Securities and Futures Commission (SFC) von Hongkong hat im vergangenen Jahr sogar eine umfassende Roadmap für die Regulierung digitaler Vermögenswerte vorgestellt.
Darüber hinaus wurde kürzlich ein Lizenzsystem für Stablecoins eingeführt, mit bereits Dutzenden von eingereichten Anträgen. Obwohl Peking Kryptowährungen im Jahr 2021 verboten hat, bleibt Hongkong, das offiziell autonom ist, aber faktisch unter chinesischer Kontrolle steht, eine bevorzugte Jurisdiktion für Experimente mit digitalen Vermögenswerten.
Laut Experten handelt es sich nicht um eine Ablehnung der Tokenisierung an sich, sondern vielmehr um Pekings Wunsch, die Herausforderungen und Risiken zu kontrollieren. „Dies scheint darauf hinzudeuten, dass die Regulierungsbehörden einen ausgewogenen Ansatz für die Art und Weise anstreben, wie tokenisierte Vermögenswerte mit den Kapitalmärkten interagieren, insbesondere grenzüberschreitend“, erklärt Jakob Kronbichler, CEO von Clearpool.
Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt Hongkong ein vielversprechender Pionier im Bereich der Blockchain-Lösungen für reale Vermögenswerte. Giorgia Pellizzari, Leiterin der Verwahrung bei Hex Trust, betont, dass die Behörden „genau beobachten, wie diese Produkte mit den Kapitalmärkten verbunden sind“. Langfristig könnte dies die Notwendigkeit klarer und internationaler Regeln für diesen schnell wachsenden Sektor unterstreichen.
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